Branchendialog mit Annette Widmann-Mauz: Unternehmen wünschen Verbesserungen
Tübingen/Tuttlingen – Um die aktuelle Situation der Gesundheitsindustrie in Deutschland drehte sich jüngst in Tübingen der Branchendialog mit Annette Widmann-Mauz MdB, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium. Auch MedicalMountains war der Einladung des Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Instituts an der Universität Tübingen (NMI) gefolgt und brachte die Interessen des Clusters in die Diskussion ein. Die Teilnehmer aus überwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen berichteten von ihren Erfahrungen bei der Einführung innovativer Produkte und gaben der Staatssekretärin eine Liste an Verbesserungswünschen mit auf den Weg.
An den Anfang ihrer Ausführungen stellte Annette Widmann-Mauz einige Zahlen zur Gesundheits-industrie: So investierten die forschenden Medizintechnikunternehmen rund 9 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung, was eindrücklich die Innovationskraft der Branche unterstreiche, betonte Widmann-Mauz. Gleichwohl müsse man Probleme, beispielsweise im Bereich Zulassung von Medizinprodukten, sehr ernst nehmen, um diese Spitzenposition nicht zu gefährden.
Die Beiträge der Teilnehmer zeichneten ein etwas anderes Bild und setzen ihren Fokus auf die aktuellen Rahmenbedingungen: Steigende Kosten durch strengere regulatorische Auflagen und unkalkulierbar lange Zulassungszeiten führen zu deutlich weniger Investitionen in Forschung und Entwicklung. Diese Situation wird sich durch die Europäische Medizinprodukteverordnung erwartungsgemäß noch verschärfen. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen bedeutet sie eine existenzielle Herausforderung.
Sie verstehe die Unsicherheit und die Sorge, betonte Widmann-Mauz. „Das Gesundheitsministerium begleitet die Umsetzungsprozesse der neuen Verordnung daher sehr eng und wir tun alles für eine praxistaugliche Einführung. Die existenzielle Bedeutung der Themen Zulassung, Fristen und Kosten für die Medizintechnikhersteller ist uns bewusst“, versprach die Staatssekretärin. Eine konkrete Fördermaßnahme für die Gesundheitsindustrie sei der von der Bundesregierung 2016 aufgelegte Investitionsfonds für neue Versorgungsformen und für Versorgungsforschungsprojekte. „Hierfür stellen wir jährlich eine Fördersumme von 300 Millionen Euro zur Verfügung. Dabei sind 225 Millionen Euro für die Förderung neuer Versorgungsformen und 75 Millionen Euro für die Versorgungsforschung vorgesehen“, berichtete Annette Widmann-Mauz.
Gleichzeitig warb sie für die neue EU-Verordnung um Verständnis. „Die Patientensicherheit muss für die Unternehmen der Medizintechnologie oberste Priorität haben. Hier bietet die neue Verordnung wesentliche Verbesserungen.“ An die Adresse der Unternehmen richtete Widmann-Mauz die konkrete Empfehlung, sich eng und frühzeitig mit den Zulassungsbehörden abzustimmen. Auch die Inanspruchnahme von Beratungsleistungen zum Zulassungs- und Erstattungsprozess sei ratsam, um alle Möglichkeiten zur Beschleunigung auszunutzen.